Captain von Bord 11FREUNDE

November 2024 · 3 minute read

Dieser Text erscheint im Rahmen unserer Koope­ra­tion mit dem Tages­spiegel.

Exakt drei Jahre und einen Tag ist es her, dass Hertha BSC zuletzt ins Win­ter­trai­nings­lager nach Flo­rida geflogen ist. Orlando war damals das Ziel; nach Bra­denton an der West­küste des US-Bun­des­staates geht es diesmal. Seit dem Januar 2020 ist viel pas­siert. Im Grunde ist von Hertha BSC nicht viel mehr geblieben als der Ver­eins­name.

Der Prä­si­dent? Ein anderer. Die Geschäfts­füh­rung? Eine andere. Der Trainer? Ein anderer. Die Mann­schaft? Zu großen Teilen eben­falls eine andere.

Kein Pro­blem für uns“

Gerade mal fünf Spieler aus dem aktu­ellen Kader standen auch schon vor drei Jahren und einem Tag bei Hertha unter Ver­trag. Vier von ihnen – Maxi­mi­lian Mit­tel­städt, Peter Pekarik, Dodi Luke­bakio und Jessic Ngankam – sind am Dienstag ins Flug­zeug in die USA gestiegen. Marvin Plat­ten­hardt, der Kapitän des Ber­liner Fuß­ball-Bun­des­li­gisten, blieb in Berlin. Gezwun­ge­ner­maßen.

Plat­ten­hardt darf nicht in die USA ein­reisen, weil er nicht über die nötigen Imp­fungen gegen das Coro­na­virus ver­fügt. Wir haben das Thema im Vor­feld bespro­chen“, sagt Her­thas Trainer Sandro Schwarz. Das ist kein Pro­blem für uns.“ Wäh­rend des Auf­ent­halts der Profis in der IMG Aca­demy unter der Sonne Flo­ridas (bis zum 14. Januar) trai­niert Plat­ten­hardt im grauen Berlin mit der U 23 des Klubs, anschlie­ßend soll er wieder zum Team stoßen.

Corona war beim letzten Trai­nings­lager in den USA noch kein Thema. Was das Virus im Fuß­ball all­ge­mein und bei Hertha im Beson­deren anrichten würde, das konnte sich dem­nach auch nie­mand vor­stellen. Der Klub lebte gewis­ser­maßen in den Tag hinein, als gäbe es kein Morgen. Der Besuch der Mann­schaft auf der Luxus­jacht des Inves­tors Lars Wind­horst an Flo­ridas Golf­küste lie­ferte die pas­senden Bilder zum Selbst­ver­ständnis des Klubs.

Reise in die Ver­gan­gen­heit

Berlin muss groß denken, nicht schüch­tern sein“, hat Jürgen Klins­mann, der dama­lige Trainer, beim Auf­ent­halt in Orlando vor drei Jahren gesagt. Ent­spre­chend fiel die Trans­fer­po­litik des Klubs aus. Big Pic­ture hat Klins­mann das genannt. Kein Verein welt­weit gab im Winter 2020 so viel Geld aus wie Hertha BSC, fast 80 Mil­lionen Euro. Das Beu­te­schema: Spieler von inter­na­tio­nalem Kaliber.

Inzwi­schen ist vieles anders, auch Wind­horst schon wieder so gut wie Geschichte. Die Ansprüche des Ver­eins haben sich ver­än­dert, wenn man über­haupt noch von Ansprü­chen reden kann. Der Mangel dik­tiert die Per­so­nal­po­litik, nicht wie vor drei Jahren der Über­fluss.

Mit Vla­dimir Darida (2,5 Mil­lionen Euro Jah­res­ge­halt) und Davie Selke (zwei Mil­lionen) hat der Klub in der Win­ter­pause zwei Groß­ver­diener von der Gehalts­liste bekommen. Kon­so­li­die­rung ist das Gebot der neuen Zeit. Es wird ein Pro­zess sein, den Leuten immer wieder klar­zu­ma­chen, dass wir unsere Erwar­tungen an die Rea­lität anzu­glei­chen haben“, hat Kay Bern­stein, der Prä­si­dent des Klubs, kurz vor dem Jah­res­wechsel der Deut­schen Presse-Agentur gesagt.

Nie­der­lechner und Reese kommen ablö­se­frei

Hertha kann bei den Neu­ver­pflich­tungen nicht mehr wahllos ins obere Regal­fach greifen wie noch zu Klins­manns Zeiten. Inter­na­tio­nales Kaliber war einmal. Zur neuen Saison kommen nach Infor­ma­tionen des Fern­seh­sen­ders Sky Flo­rian Nie­der­lechner, 32, vom Bun­des­li­ga­vier­zehnten FC Augs­burg, und Fabian Reese, 25, der für den Zweit­li­gisten Hol­stein Kiel in dieser Spiel­zeit fünf Tore erzielt und vier vor­be­reitet hat.

Beide kommen im Sommer ablö­se­frei. Bei Reese, der einen Ver­trag bis 2027 erhält, ver­han­delt Hertha aber offenbar noch über einen Wechsel in diesem Winter. Er könnte die Lücke schließen, die durch den Weg­gang von Davie Selke in Her­thas Offen­sive ent­standen ist.

Zum Tross der Ber­liner, der am Dienstag über Frank­furt am Main nach Orlando geflogen ist, zählte Reese noch nicht. 24 Feld­spieler und vier Tor­hüter waren an Bord, dar­unter auch der erst 17 Jahre alte Pascal Kle­mens, Innen­ver­tei­diger aus Her­thas U19. Spieler aus dem eigenen Nach­wuchs sollen künftig eine grö­ßere Rolle bei den Ber­li­nern spielen. Mehr machen aus dem, was vor­handen ist: Das wird jetzt erst einmal der Auf­trag für Trainer Sandro Schwarz sein.

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